»Chronik
   

1908 - Die Gründung

Wann genau die erste Gruppe von Männern gemeinsam in Pfordt sang, ist bis heute nicht bekannt. Historisch bewiesen ist, dass es eine Ge­sangs­ab­teilung im Kriegerverein gab, die auch an Sängerfesten und Sängerwettstreiten teilnahm. Einem alten Zeitungsbericht ist zu entnehmen: »In Pfordt ist am 1.10.1885 ein Kriegerverein gegründet worden; derselbe zählt 29 Mitglieder, davon haben 12 den Feldzug 1870/71 mitgemacht. Wir wünschen dem jüngs­ten Kriegerverein des Bezirks das beste Gedeihen!«.

In einer Festschrift anlässlich des 10. Bundes-Sängerfestes des Fulda-Rhön-Sängerbundes verbunden mit Preis-Wett-Gesang, am Sonntag, dem 28. und Montag, dem 29. Juni 1908 zu Hünfeld, wird die Gesangsabteilung des Kriegervereins Pfordt mit dem Präsidenten H. Goppel III. und dem Dirigenten K. Altstadt angekündigt. Das Gründungsjahr der Gesangsabteilung wird hier mit 1902 angegeben. Vermutlich war Lehrer Degreif bis ins Jahr 1906 Chorleiter des Kriegervereins. Nach ihm übernahm Lehrer Karl Altstadt die musikalische Leitung. Es kann davon ausgegangen werden, dass spätestens bei diesem Sängerfest von den Mitgliedern der Gesangsabteilung des Kriegervereins beschlossen wurde, einen eigenständigen Männerchor zu gründen.

Ankündigung der Gesangabteilung des Kriegervereins Pfordt in der Festschrift zum 10. Bun­des-Sängerfest des Rhön-Sängerbundes.

Die Geburtsstunde des „MGV Pfordt 1908 Gemischter Chor – Alles im Takt” war am 1. August 1908. Damals gründete die Gesangsabteilung des Krieger­vereins Pfordt einen eigenständigen Männerchor unter dem Namen »MGV Pfordt«. Dem ersten Vorstand gehörten an: H. Goppel III. als 1. Vorsitzender, H. Schäfer als 2. Vorsitzender, Georg Feick als Schriftführer und Rechner, H. Goppel I., Adam Möller und Karl Goppel als Beisitzer an. Die Chorleitung übernahm der in Pfordt tätige Lehrer Karl Altstadt. Zu den weiteren Grün­dungsmitgliedern zählten Karl Kraft, Johannes Lachmann IX., Johannes Ritz, Heinrich Schäfer, Adam Islei, Johannes Link, Heinrich Schreiner, Heinrich Dickert II., Georg Hohmeier, Heinrich Schmidt, Johannes Schmidt, Friedrich Hühn, Karl Schaub, Johannes Schäfer VII., Heinrich Ritz, Georg Ritz, Martin Göbel I., Johannes Göbel I., Konrad Kiehm, Georg Sippel, Heinrich Döring und der Forstangestellte Adam Decher.

Plakat_Klassensingen.jpg Programmzettel zu einem Klassensingen. Ort, Jahr und Anlass des Wettstreites sind leider nicht bekannt.

Bis zum Jahre 1914 gedieh der Ver­ein prächtig und erreichte bei Sängerwettstreiten sehr gute Plat­zierungen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges mussten allerdings alle Aktivitäten eingestellt werden. Nach dem Krieg, am 1. Januar 1922, wur­de der Verein erneut ins Leben gerufen. Martin Göbel II. wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt und der Lehrer Karl Repp erklärte sich einverstanden, den Dirigentenstab unentgeltlich zu übernehmen. Im Protokollbuch steht zum Ruhen der Vereinstätigkeit während des Ersten Weltkrieges zu lesen: »Die jüngsten damaligen Mitglieder mußten hinaus vor den Feind, denn es galt das Vaterland zu retten und mancher kehrte nicht wieder«.

Am 1. Dezember 1924 zählte der Verein 37 Mitglieder, 31 Aktive und 6 Passive. Auf Antrag des Dirigenten kaufte man für den Betrag von 175 Mark ein Harmonium von Willi Reinhardt. Im Protokollbuch sind die 20 Herren aufgeführt, die anteilig das Instrument finanzierten. Am 18. August 1928 verabschiedeten die Pfordter wehmütig ihren fleißigen Lehrer Repp, der in Offenbach eine neue Stelle annahm. Für kurze Zeit übernahmen Herr Bell und anschließend Lehrer Rauber die Chorleitung, allerdings harmonierte die Zusammenarbeit nicht, sodass man 1931 Carl Reinhardt aus Schlitz als Dirigenten verpflichtete, unter dessen Leitung der Männergesangverein Pfordt beachtliche Erfolge bei verschiedenen Wertungssingen erzielte.

Bestätigung des Schulamtsaspiranten Karl Repp als Lehrer an der Schule in Schlitz.
(Schlitzer Bote vom 18. Oktober 1912)
 

1933 - 25 Jahre

Am 5. Juni 1933, dem zweiten Pfingstfeiertag, feierte der Männerchor sein 25-jähriges Bestehen in Form eines Sängerfestes mit Wertungssingen und Fahnenweihe. Im Schlitzer Bote vom 8. Juni 1933 wird berichtet: »Der Männergesangverein feierte aus Anlaß seines 25-jährigen Bestehens ein schlichtes Fest, verbunden mit Wertungssingen und Fahnenweihe. Herrliches Festwetter kam dem Jubilar sehr zustatten und so war die Beteiligung der benachbarten Vereine eine sehr rege.«.

Der Schriftführer Georg Feick schreibt in seinem Protokoll zum Sängerfest: »Das Fest an sich nahm einen guten Verlauf. Zu erwähnen sei, daß die Be­stim­mungen des gastgebenden Vereins von etlichen Vereinen nicht eingehalten wurden, diese lauteten: bei Vorauszahlung 40 Pfennig, am Fest 50 Pfennig. Es waren einige Schlitzer und Bernshäuser Sänger, die sich ganz besonders her­vor­taten und zeigten sich als Sachwalter des gastgebenden Vereins. Um den Friede zu erhalten lenkten wir in die Bahn der Ruhestörer ein und damit war die Sache abgetan. Jedoch verlief sonst alles in schönster Ordnung und sagte allen denen die mitgewirkt und das Fest verschönern half unsren innigsten Dank.«.

Die Mitbegründer Johannes Ritz I., Heinrich Schmidt, Johannes Schmidt, Ge­org Feick, Karl Schaub, Heinrich Ritz, Valentin Stephan und Adam Islei konnten eine Ehrennadel für 25 Jahre Vereinstreue in Empfang nehmen.

Vereinsfahne des MGV Pfordt

In den Jahren 1933 bis 1939 wird von gutem Ver­eins­leben berichtet. Der Chor nahm an Wertungs­singen teil, beteiligte sich an Veranstaltungen im Schlitzerland und den benachbarten Gemeinden, unternahm Ausflüge und pflegte die Gesel­ligkeit. Am 10. Januar 1937 legte Martin Göbel aus gesund­heitlichen Gründen das Amt des 1. Vorsitzenden nieder. Die Versammlung wählte Nikolaus Ritz zu seinem Nachfolger.

Im Protokollbuch des Jahres 1939 steht ge­schrie­ben: »Der Verein hat 31 aktive und 19 passive Mit­glieder. Davon sind 10 eingezogen zum Wehrdienst und 2 durch Tod ausgeschieden«. In diesem Jahr veran­staltete der Chor im Gräbschen Saale noch einen Theater- und Tanzabend und erreichte am 25. Juni beim Wertungssingen in Schlitz eine hervorragende Bewertung. In der Gene­ralversammlung am 9. Februar 1940 wurde wegen Einberufung zum Wehrdienst infolge des Krieges beschlossen, die Tätigkeit des Vereins während des Krieges ruhen zu lassen.

In den Nachkriegsjahren bemühte sich zunächst Pfarrer Köhl um den Chorgesang.

Programmzettel zum Familienabend des Kirchen­chors Pfordt am 31. Januar 1948.

Unter der Stabführung von Carl Reinhardt und dem Vorsitz von Hans Link – der vorherige 1. Vorsitzende Nikolaus Ritz war aus dem Krieg nicht zurück­gekehrt – wurde der Verein bis ins Jahr 1952 in Form eines Kirchen­chores fortgeführt. Am 22. November 1952 be­schloss man, den MGV Pfordt in seiner ursprünglichen Form als Männerchor weiterzuführen. Er zählte in dieser Anfangsstunde 46 Sänger und 28 passive Mitglieder. Das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm Her­bert Lachmann, Hans Link agierte als sein Stellvertreter. Leider gab im Jahre 1956, nach 25 Jahren Chorlei­tertätigkeit, Carl Reinhardt aus Al­ters­gründen seinen Rücktritt bekannt. Als Dank für sein Engagement wurde er zum Ehren­chormeister ernannt. Den Dirigenten­stab übernahm nun der Lehrer Karl Holz­apfel. Erfreulicher­weise stieg in diesen Jahren die Mitgliederzahl des Vereins.

 

1958 - 50 Jahre

Am 5. und 6. Juli 1958 feierte man das 50-jährige Gründungsjubiläum. Anlässlich des Sängerfestes fanden ein Wertungssingen und ein Festzug statt, an dem 24 Gesangvereine teilnahmen. Im Schlitzer Bote wird zu diesem Fest berichtet: »50-jähriges Sängerjubiläum nahm prächtigen Verlauf. Zu einer äußerst eindrucksvollen Demonstration für das deutsche Lied gestaltete sich das 50-jährige Jubiläum, das der hiesige Männerchor über das Wochenende im Beisein von annähernd 1000 Sängern, von herrlichstem Wetter begünstigt, begehen konnte.«.

Sängerfest 1958 - Der MGV Pfordt mit Dirigent Karl Holzapfel.
1967 - 1. Vorsitzender Herbert Lachmann und Ehrenchormeister Carl Reinhardt im Gespräch.

Die Ernennung zum Ehrenmitglied erfolgte während des Sängerfestes an die drei noch lebenden Gründungsmitglieder Heinrich Ritz, Heinrich Schmidt und Johannes Schmidt III.

Auch in den Folgejahren war der Männerchor ein aktiver Verein in der Dorfgemeinschaft. Nicht nur das deutsche Liedgut wurde gepflegt, auch die allgemeine Geselligkeit kam nicht zu kurz. Vereinsausflüge, Theaterabende, Tanzveranstaltungen und viele weitere Aktivitäten organisierte der Gesangverein zur Belebung des Dorfgeschehens.

 

1968 - Wieder ein Fest

Das Jahr 1968 war wieder ein Festjahr. Vom 22. bis 24. Juni lud der Verein zum Freundschaftssingen, Volksfest und Tanz anlässlich des 60. Geburtstages des MGV Pfordt ein. Von den damaligen Gründern konnte der 86-jährige Schmiedemeister Johannes Schmidt III. das 60-jährige Jubiläum noch mit­erleben.

Sängerfest 1968 - Der MGV Pfordt beim Einzug zur 60-Jahr-Feier.

30 Gesangvereine aus dem Schlitzerland, dem Vogelsberger Sängerbund, dem Sängerbund Haunetal sowie aus den Kreisen Hersfeld, Alsfeld und Ziegenhain, zahlreiche Kapellen und Trachtengruppen, die Jugend auf bunt­geschmückten Fahrrädern und einige Festwagen zogen am Sonntag in einem Umzug durch das festlich geschmückte Dorf.

In der Lokalpresse war zu lesen: »Die Festtage wurden am Samstag mit einem großartigen Empfangsabend eingeleitet, in dessen Mittelpunkt die Darbietungen der Finkwarder Speeldeel und der Schlitzerländer Trachtengruppe standen.«. Weiter heißt es: »Unter dem schönen großen Zelt, das der Festwirt Adam Gräb wieder aufgestellt hatte, traten dann die Sänger unter der Stabführung von Lehrer Holzapfel in ihr Recht und brachten einleitend „Grüß Gott mit hellem Klang”, „Gott grüße dich, so klingt es dir entgegen” und das immer wieder so gerne gehörte Lied „Oh wie schön ist deine Welt” mit großer Innigkeit zum Vortrag.«. Der letzte Satz im Zeitungsartikel lautet: »Man darf wohl annehmen, daß die verschiedenen Veran­staltungen allgemein gefallen haben und daß der Verein auch in der nächsten Zeit sich seiner schönen und dankenswerten Aufgabe, Kulturträger zu sein, durchaus bewußt bleiben wird. Deshalb möge er blühen, wachsen und gedeihen!«.

Sängerfest 1968 - Ehrengäste zum 60. Gründungstag des MGV Pfordt.

Infolge der Schulreform musste nach 14 Jahren Chorleitertätigkeit Lehrer Karl Holzapfel im Jahre 1969 seinen Dirigentenstab niederlegen. Die musikalische Leitung des Chores übernahm nun Heinrich Hornivius aus Blitzenrod.

 

1972 - Ein neuer Chor

Leider wurde die Sängerschar immer kleiner, sodass man sich 1972 ent­schloss, auch die Frauen zur Singstunde einzuladen. Am 26. Oktober 1972 fand die erste Singstunde des Gemischten Chores Pfordt statt und am Advents­nachmittag am 17.12.1972 stellte sich der neue Chor erstmals der Öffentlichkeit vor. In seiner nunmehr dreijährigen Chorleiterzeit hatte es Heinrich Hornivius geschafft, aus dem gemischten Chor einen schönen Klangkörper zu formen.

20. Februar 1973 – Der MGV Pfordt beim Schlitzer Karneval.
Pfingsten 1975 – Auftritt in Sandlofs.

1976 übernahm der junge Musiklehrer Wolfgang Scharrer mit sehr viel Elan die Chorleitung des Gemischten Chores. Bedauerlicherweise wurde nach ein­jähriger Tätigkeit Wolfgang Scharrer im Schuldienst nach Friedberg versetzt und musste die Chorleitung am 17.3.1977 an Kurt Roos weitergeben.

Anlässlich des 70. Geburtstages des Vereins veranstaltete am 3. Dezember 1977 der noch junge Gemischte Chor einen festlichen Liederabend im Saale Gräb. In der Lokalpresse wurde berichtet: »Wie aktiv der Verein ist, konnte man hören, als Herbert Lachmann seinen Bericht über die letzten 25 Jahre vortrug. So fanden in dieser Zeit 850 Singstunden statt, bei verschiedenen familiären Anlässen wurden 100 Ständchen gebracht, 150 öffentliche Veranstaltungen wur­den feierlich umrahmt, an 60 Gottesdiensten wurde mitgewirkt, bei 16 Wer­tungssingen stellte man sich der Kritik und an 34 Gräbern hieß es Abschied nehmen.«. An diesem Abend ehrte man viele langjährige Vereins­mitglieder für 50 Jahre Vereinstreue bzw. 25 Jahre aktive Sängertätigkeit. Eine besondere Wür­digung erfuhr Herbert Lachmann für seine 25-jährige Arbeit als 1. Vor­sitzender und die damit verbundenen Verdienste um den Chorgesang in Form einer handgeschriebenen Urkunde und eines Geschenks seines Vereins.

Als im Jahre 1978 Wolfgang Scharrer nach Pfordt zurückkehrte, und es für Kurt Roos inzwischen aus beruflichen Gründen sehr schwierig geworden war, seine Chorleitertätigkeit wahrzunehmen, gab dieser die Leitung des Vereines an Wolfgang Scharrer zurück. Ab nun begannen die Chorproben wieder mit Atem- und Einsingübungen. Sehr professionell führte der Dirigent die Gesangsgruppe zu Höchstleistungen.

November 1979 – Liederabend in Pfordt.

Im Jahre 1980 legten Wolfgang Scharrer den Dirigentenstab und Herbert Lachmann, nach 28 Jahren, sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Erfreu­licherweise konnte bald der noch sehr junge Dirigent Martin Stock aus Angersbach verpflichtet werden. In der Jahreshauptversammlung 1981 übernahm Karl Horst die Vereinsführung.

 

1983 - 75 Jahre

Sein 75-jähriges Bestehen feierte der Pfordter Chor vom 22. bis 25. Juni 1983 mit einem großen Sängerfest.

Im Vorfeld des Jubiläums hatten sich die Sängerinnen unter Anleitung von Liesel Röder ihre Sängerkleidung selbst geschneidert. Und so trat der Gemischte Chor zum Jubiläum erstmals in einheitlicher Chorkleidung auf. Im Festzelt auf der Wiese von Landwirt Otto Siebert spielte am Freitagabend nach dem Fest­kommers die damals sehr bekannte Unterhaltungsband „Amoradas” zum Tanz auf. Insgesamt kamen 24 Chöre aus der Region zum Jubiläumsfest bevor am Montag zum Festausklang „The Tramps” spielten.

1983 – Der Gemischte Chor anlässlich des 75-jährigen Jubiläums.

1985 übergab Karl Horst sein Amt an den bisherigen Stellvertreter Karl Rausch. 1987 musste Martin Stock aus beruflichen Gründen die Chorleitung abgeben und übergab den Dirigentenstab an seinen Bruder Peter.

Unter der Führung von Karl Rausch organisierte der Verein 1988, zum 80. Geburtstag des Chores, erneut ein Sängerfest im Festzelt. Wiederum gehörten mehr als 30 Gesangvereine zu den Gratulanten während der Festtage vom 24. bis 27. Juni 1988. Im Schlitzer Bote vom 28. Juni 1988 wird berichtet: »Das schönste Geburtstagsgeschenk hatte sich der Verein selbst gemacht. Im letzten halben Jahr hatte man einen Kinderchor ins Leben gerufen, der an diesem Jubiläumstag zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Chorkonzert der Vereine am Samstagabend und Sonntagmittag hatte viele Zuhörer angezogen. Ebenso hatten die Pfordter mit der Verpflichtung der Holländer „Köttelpeern Bloazers”, die vom letzten Trachtenfest her noch bekannt waren, als Tanz-, Stimmungs- und Unterhaltungskapelle einen guten Griff getan.«.

1988 – Der Gemischte Chor mit Kindern anlässlich des 80-jährigen Jubiläums.

Der Gemischte Chor beteiligte sich weiterhin an Sängerfesten, dem Chor­konzert der Sängerfreundschaft Schlitzerland, Wertungssingen und Freund­schafts­singen des Sängerkreises Lauterbach, nahm an Liederabenden teil, brachte seinen Mitgliedern Ständchen zu verschiedenen Jubiläen, sang in Gottesdiensten und zu anderen Anlässen.

Ebenso führte der Verein jedes Jahr Vereinsausflüge durch. Die schon traditionelle Himmelfahrtswanderung gehörte zum festen Jahresprogramm wie die Faschingsfeiern und die Adventsnachmittage. Neben dem Singen wurde die Geselligkeit im Verein aktiv gepflegt. Jedoch war unverkennbar festzustellen, dass die Jugend den Weg zum Gesangverein nicht fand. Mangels Interesse musste sogar der erst kürzlich gegründete Kinderchor wieder aufgelöst werden.

In der Jahreshauptversammlung 1990 legte Karl Rausch aus privaten Gründen sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Hans Schäfer übernahm für ein Jahr die Vereinsführung, in der Generalversammlung 1991 wurde dann Karl Horst wieder das Amt des 1. Vorsitzenden übertragen. Kurz darauf, am 1. Februar 1991, übernahm Thorsten Farnung für ein Jahr die musikalische Leitung des Chores, ehe man 1992 Tatjana Prost für den Dirigentenstab gewinnen konnte. Mit ihr hatte der Pfordter Verein eine hervorragende Musikerin engagiert, die die gesanglichen Leistungen des Chores weiter voran brachte.

Das 85-jährige Bestehen des Pfordter Chores feierte man 1993 im Saal der Gaststätte Porta mit einigen befreundeten Vereinen.

 

1997 - Alles im Takt

Nachdem trotz intensiver Anstrengungen im Bereich Mitgliederwerbung kaum Neuzugänge zu verzeichnen waren, beschlossen die Mitglieder in der Jahres­hauptversammlung am 11. Januar 1997, neue Wege einzuschlagen und moder­neres Liedgut in einem zweiten Chor anzubieten. Dem Verein war ebenso bewusst, dass er sich der gesamten Region öffnen musste, um eine aus­reichende Anzahl an Sängerinnen und Sängern für diese Gesangsgruppe zu gewinnen. Sowohl in der lokalen Presse als auch mit Informationsblättern warb der Chor im gesamten Schlitzerland um Mitglieder, die in einem Ensemble singen wollten mit Lust auf internationale Chorliteratur, Oldies aus der Popmusik, Musical, Gospel und alles, was Spaß macht.

Aus dieser Idee entwickelte sich ab dem 23. Februar 1997 der Pfordter Chor „Alles im Takt”. Eine Singgemeinschaft der neuen Generation des Chorgesangs, die offen ist für Fremdsprachen und die ein buntgemischtes Repertoire anbietet. Auch dieser Chor stand von Anfang an unter der bewährten Leitung von Tatjana Prost.

Im Schlitzer Bote wurde am 3. März 1997 berichtet: »Erster Kennenlern-Treff mit Chorleiterin Tatjana Prost. Insgesamt 41 Interessierte kamen zum ersten Treff, einen neuen Chor oder Singgruppe ins Leben zu rufen, in die Alte Schule nach Pfordt.«. In der Jahreshauptversammlung am 9. Januar 1998 berichtete Birgit Horst für den Chor „Alles im Takt” von 22 Singstunden und acht Auftritten im ersten Jahr. Zwischen 25 und 30 Sängerinnen und Sänger kämen regelmäßig zu den Chorproben. Man habe bereits fünf mehrstimmige Lieder eingeübt und blicke zuversichtlich in die Zukunft des noch sehr jungen, unerfahrenen Chores.

 

1998 - 90 Jahre

So konnte der Pfordter Gesangverein vom 10. bis 13. Juni 1998 sein 90. Ver­einsjubiläum mit zwei Chören in der Festscheune in Pfordt feiern. Wiederum hatte der Verein keine Arbeit gescheut, ein großes Sängerfest zu organisieren. Anstelle eines Festzeltes wählte man die Scheune des ehemaligen land­wirt­schaftlichen Anwesens der Eheleute Muhl. In der herrlich geschmückten Tenne konnten bei hervorragender Akustik 17 Chöre ihre Glückwünsche musikalisch überbringen. Wegen des Regenwetters am Fest­wochenende erwies sich die Idee, ein Scheunensängerfest zu arrangieren, als Glücksfall.

1998 – Der Gemischte Chor anlässlich des 90-jährigen Jubiläums.
1998 - Der neu gegründete Chor »Alles im Takt« bei einem Sängerfest.

Im Januar 2000 stand ein erneuter Wechsel in der Vereinsführung an. Der Vorstand verjüngte sich, Birgit Horst übernahm von ihrem Vater das Amt des 1. Vorsitzenden. Am 26. Juli 2000 hatte der erst drei Jahre bestehende Chor „Alles im Takt” die Möglichkeit, im Fernsehen aufzutreten. Im Rahmen der Sendung AIDA (Auf in den Alltag) sang der Chor in der akustisch wundervollen Pfordter Kirche. Die Ausstrahlung des Vortrages erfolgte dann am 28. Juli im Hessen-Fernsehen in der Hessenschau.

Im Gemischten Chor allerdings hatte sich die Anzahl der Sängerinnen und Sänger weiter verringert. Eine erneute Umfrageaktion im August 2000 an alle Haushalte in Pfordt zur Werbung neuer Mitglieder brachte aber nicht die gewünschte Resonanz. Durch Abmeldungen und einen ganz natürlichen Alterungsprozess war der Chor oft nicht mehr alleine singfähig, sodass man bei vielen Veranstaltungen gemeinsam mit dem Chor „Alles im Takt” auftrat. Einige Sängerinnen und Sänger probten über Jahre hinweg in beiden Chören.

Am 26. Oktober 2002 trafen sich im Saal des Landgasthofes Porta fünf Gesangs­gruppen zu einem Liederabend der besonderen Art. Anlass für diese Veranstaltung war die Tatsache, dass seit 30 Jahren in Pfordt als Gemischter Chor gesungen wurde. Junge Chöre aus Lautertal, Engelrod, Eifa, Wehrda und dem Schlitzerland umrahmten mit flotten Weisen die Ehrungen für langjährige Vereinsmitglieder.

Der Gemischte Chor sang letztmalig öffentlich gemeinsam mit „Alles im Takt” im Juli 2005. Seither treffen sich die verbliebenen Sängerinnen und Sänger des Gemischten Chores einmal im Monat zum gemütlichen Beisammensein und singen auch hin und wieder ein Lied. Sie unterstützen den Verein nach wie vor bei allen Gelegenheiten sehr aktiv und zeigen reges Interesse am Ver­eins­geschehen.

2007 veranstaltete der Verein zum 10. Geburtstag von „Alles im Takt” einen Liederabend mit befreundeten Chören in der Kulturscheune in Queck, da es in Pfordt keinen geeigneten Raum in der notwendigen Größe gab. Im Schlitzer Bote war hierzu zu lesen: »Großer Geburtstag von „Alles im Takt”: Gelungene Feier des Pfordter Chores in der Quecker Kulturscheune. Am Samstagabend war eine Viertelstunde vor dem geplanten Beginn der Veranstaltung kein Platz mehr frei in der Kulturscheune von Queck. Das Interesse an dieser lange angekündigten Geburtstagsfeier des Pfordter Chores war riesengroß und es mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden. Was dann folgte, hat sicher alle Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen.«. Der wunderschöne Liederabend zeigte allen Besuchern die Vielfalt der Chormusik, die sich vom Männerquartett bis zum 40-stimmigen Chor großartig darstellte.

 

2008 - Das große Fest

Der Chor „Alles im Takt” hat seit seiner Gründung vor elf Jahren bereits viele Auftritte absolviert. Er hat alle Repräsentationsaufgaben des Vereins gerne übernommen und führt die langjährigen Traditionen weiter. Allerdings hat dieser Chor auch neue Wege eingeschlagen. So wurde anlässlich eines Workshops im November 2001 eine Demo-CD aufgenommen und eine Internetseite unter www.alles-im-takt.de eingerichtet.

Das aktuelle Repertoire des Chores umfasst sowohl geistliche Musik als auch Schlager und Oldies, Rock- und Popsongs, Musical- und Filmmelodien sowie Volkslieder in verschiedenen Sprachen. Ein Blick in die Notenmappen der Sängerinnen und Sänger zeigt das breite Spektrum der Gesangsgruppe. Der Choral „Ich bete an die Macht der Liebe” oder das „Ave Maria” von Giulio Caccini sind dort ebenso zu finden, wie Volkslieder aus Schweden, Russland, Israel, Spanien oder Frankreich in den Landessprachen. Man entdeckt altbekannte Titel wie „Dancing Queen” von Abba oder „California dreaming” und „Monday, Monday” von The mamas and the papas. Blättert man weiter, kommt man zu „Memory” aus dem Musical „Cats” oder Hits wie „Only time” der irischen Solokünstlerin Enya und „One moment in time”, bekannt durch Whitney Houston. Notenpartituren von Gospels, Spirituals und Evergreens wie zum Beispiel „Bei mir bist du schön” werden einstudiert. Der Chor singt nicht mehr nur a cappella, sondern wird bei einigen Vorträgen auch instrumental begleitet.

 
 

Am 8. Juni 2008 erhielt der Verein eine besondere Auszeichnung. Im Rahmen einer Feierstunde auf dem Hessentag in Homberg/Efze über­rei­chte Staatsminister Stefan Grüttner der Abordnung des Pfordter Chores die Zelter-Plakette, eine Würdigung für langjähriges Wirken und die er­wor­benen Verdienste um die Pflege der Chormusik durch den Bundes­präsidenten Horst Köhler.

Bei „Alles im Takt” ist das Inte­res­se am Chorgesang nach wie vor gut. Zurzeit singen von 112 Vereins­mit­gliedern 37 Sängerinnen und Sänger im Chor. Selbstverständlich gilt es immer wieder Schwierigkeiten zu überwinden. Berufliche Bedin­gungen, Wohnort­wechsel, Familien­gründung, aber auch die Vielzahl anderer Frei­zeit­angebote haben eine Fluktuation im Chor zur Folge. Dadurch steht der Verein andauernd vor neuen Heraus­forderungen, und Chorleitung und Vereinsführung müssen immer dem Zeitgeist entsprechend agieren.

Zurückblickend auf die bewegte Vereinsgeschichte konnten beachtliche gesangliche Erfolge verzeichnet werden. Viele schöne und unvergessene Stunden verlebten Gleichgesinnte in geselliger Runde. So kann das 100-jährige Bestehen des Vereins mit Stolz auf die Vergangenheit und mit einem optimistischen Blick in die Zukunft feierlich begangen werden. Das Jubiläumsfest feierte der Chor vom 3.-5. Oktober in der neuen Pfordter Dorfschern mit 26 Gesangsgruppierungen und zahlreichen Gästen. In festlicher und ausgelassener Stimmung, mit schmackhaften Kohlrabenbrei und dem in Schlitzerländer Mundart vorgetragenen Lied „Kommt zomm Senge nach Port“, bei fröhlicher Musik, Gesang und Tanz beging der Verein in würdigem Rahmen diesen stolzen Vereinsgeburtstag. Die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages endeten mit einem Konzert in der 1. Hessischen Landesmusikakademie in Schlitz. „Alles im Takt“ und das Luxemburger Ensemble Vocal „Vivace“ begeisterten im vollbesetzten Konzertsaal die Zuhörer mit ihrem Gesangsprogramm voller Popsongs, Rockmusik, Filmmelodien und mehr.

 

2009 bis 2012

Im Mai 2009 unternahm der Chor einen Gegenbesuch nach Bacharage und gestaltet mit den Luxemburger Freunden unter dem Motto „Bridge of songs“ ein Konzert. Dieser freundschaftliche Kontakt besteht weiterhin. Erneut in 2011 sang man gemeinsam. Dieses Mal fand das mitreisende Konzert in der Pfordter Dorfschern statt. In 2012 absolvierte man nicht nur die üblichen Auftritte sondern besuchte das überragende Deutsche Chorfest in Frankfurt am Main. Leider musste die Dirigentin Tatjana Prost aus gesundheitlichen Gründen im Sommer 2012 nach 20 Jahren Chorleitertätigkeit in Pfordt ihren Dirigentenstab niederlegen. Sie wurde mit einem Liederabend würdig verabschiedet. Glücklicherweise konnte „Alles im Takt“ ohne Verzögerung seine Chorarbeit fortführen. Seit August 2012 liegt die musikalische Leitung des Chores in den professionellen Händen der Dipl.-Musikpädagogin Susanne Behounek. Sie wird gemeinsam mit dem Vorstand den Verein in eine erfolgreiche Zukunft führen. Denn es gilt sich immer wieder den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen und sich mit den Wandlungen im Chorgesang mitzubewegen. Diesen Herausforderungen stellen sich die Verantwortlichen seit der Gründung des Vereins im Jahre 1908.

Der Chor nach einer Chorprobe im Dezember 2012.